
Als Storm GabrielleValencia und Aragón am 29. September 2025 über die spanische Mittelmeerküste fegte, brachten sintflutartige Regenfälle nicht nur überflutete Straßen, sondern auch 78 Menschen in das Verschwinden. Regionalpräsident Carlos Mazón, Präsident der Valencianischen Gemeinschaft, und der katalanische Ministerpräsident Salvador Illa sahen sich gezwungen, den Schulbetrieb in beiden Regionen sofort zu stoppen.
Hintergrund: Die verheerende Flut von 2024
Der Sturm von 2025 lässt Erinnerungen an die "gotas frías"‑Flut vom 29. Oktober 2024 wiederaufleben. Damals brachte ein seltenes Tiefdruckgebiet in nur acht Stunden über 422 mm Regen in Teile von Valencia, Castilla‑La Mancha und Andalusien. Rund 232 Menschen kamen ums Leben, drei wurden noch vermisst, und mehr als 190 000 Einwohner waren direkt von den Fluten betroffen. Der Schaden belief sich auf mehrere Milliarden Euro – über 60 000 zerstörte Häuser und 115 000 beschädigte Autos zeugen noch heute von der Dimension des Desasters.
Die Kritik an den Behörden war ungeheuer: Während der nationale Wetterdienst AEMET bereits um 07:31 Uhr eine rote Warnung aussprach, traf die regionale Notfallkoordination erst um etwa 17:00 Uhr zusammen. Erst nach 20:00 Uhr wurde die Bevölkerung offiziell aufgefordert, drinnen zu bleiben – zu spät für viele, die bereits in ihren Autos festsaßen.
Der Aufschrei der Bürger kulminierte am 9. November 2024 in einer Friedenskundgebung von etwa 130 000 Menschen in Valencia, die den Rücktritt von Carlos Mazón forderten. König Felipe VI musste seinen geplanten Besuch absagen, ehe er am 12. November zurückkehrte, um die Rettungskräfte zu unterstützen.
Aktuelle Lage: Gewaltige Regenfälle am 29. September 2025
Der heutige Sturm brachte in der Region Valencia innerhalb weniger Stunden ein Rekordvolumen von mehr als 180 mm Niederschlag. Besonders stark betroffen waren die Schluchten La Muerte bei Zaragoza und La Saleta in Aldaia, Provinz Valencia. Die Überflutung zwang die Behörden, die Schifffahrtsstraße entlang des Ebro zu sperren und mehrere Brücken zu evakuieren.
In den frühen Morgenstunden reagierten Einsatzkräfte des Feuerwehrverbands Castellón, die in Sant Jordi ein Fahrzeug aus einer Wasserhöhe von über einem Meter befreiten. Ähnliche Rettungen erfolgten in Zaragoza, wo mehrere Autofahrer auf den überfluteten Zufahrtsstraßen stecken blieben. Der Notruf 112 verzeichnete in der Nacht fast 1 700 Anrufe und leitete 126 Einsätze ein.
Die Stromversorgung in der Provinz Tarragona wurde ebenfalls zeitweise unterbrochen – rund 4 500 Haushalte blieben ohne Licht, bis die Arbeit von Energieversorgern und freiwilligen Helfern die Leitungen wieder in Gang brachte.
Rettungs- und Notfallmaßnahmen
Die Landesregierung hat sofort die Notfallpläne aktiviert. Neben den lokalen Feuerwehren wurden Spezialteams aus Madrid und Barcelona entsandt, um die mehr als 200 betroffenen Fahrzeuge zu sichern. In Zaragoza wurden mobile Hochwasserpumpen aufgestellt, die pro Stunde bis zu 5 000 m³ Wasser abpumpen können.
Die spanische Zentralbank stellte zusätzlich 50 Millionen Euro als Soforthilfefonds bereit, um die unmittelbar betroffenen Familien zu unterstützen. Die Mittel werden über das nationale Katastrophenmanagement-Portal verteilt, das von der Innenministerin Ángel Víctor Torres überwacht wird.
Ein weiterer, oft übersehener Aspekt ist die psychologische Betreuung. Bereits seit dem Vorjahr haben über 300 freiwillige Psychologen in den betroffenen Gemeinden mobilen Hilfe‑Stunden angeboten, um Trauma‑Betroffene zu unterstützen.

Reaktionen von Politik und Bevölkerung
Während Carlos Mazón die Notunterkünfte für über 5 000 Menschen eröffnet hat, kritisierten Opfervertreter erneut die langsame Warnzeit. „Wir haben das Gefühl, wieder nur nach dem Unwetter zu handeln“, sagte María López, Sprecherin der Hilfsorganisation "Red de Salvación".
Im Gegensatz dazu lobte das Ministerium für Umwelt die verbesserte Vorhersagekapazität von AEMET. Dank eines neuen Radarsystems konnte die Regenintensität bereits zwei Stunden vor dem Eintreffen von Storm Gabrielle genauer vorhergesagt werden.
Die Medien berichteten zudem, dass zahlreiche Unternehmen in Valencia ihre Produktionslinien pausierten, um die Mitarbeitersicherheit zu gewährleisten. Der Automobilzulieferer "Grupo Roda" meldete einen Produktionsausfall von 12 % am 30. September, was für die lokale Wirtschaft eine spürbare Lücke darstellt.
Ausblick: Was bedeutet das für die Zukunft?
Experten sehen in den immer häufigeren extremen Wetterlagen ein klares Signal für den Klimawandel. Das spanische Institut für Meteorologie warnt, dass solche Ereignisse in den nächsten zwei Jahrzehnten um bis zu 40 % zunehmen könnten, wenn die Treibhausgasemissionen nicht stark reduziert werden.
Auf politischer Ebene wird nun diskutiert, ob die Alarmstufen‑Prozesse reformiert werden sollten, um Warnungen schneller zu verbreiten. Ein Gesetzentwurf, der die Koordination zwischen AEMET und den autonomen Regierungen verschärft, soll im kommenden Monat im Parlament debattiert werden.
Für die Einwohner von Valencia und Aragón bleibt das wichtigste Prinzip: Vorbereitung. Viele Familien haben bereits Notfallrucksäcke zusammengestellt und sehen es als unverzichtbar an, regelmäßig Evakuierungsrouten zu üben – ein Lernprozess, den die Tragödie von 2024 schwerer und schneller gemacht hat.
Häufig gestellte Fragen
Wie viele Menschen wurden beim Sturm Gabrielle bislang vermisst?
Laut den örtlichen Behörden sind seit dem 29. September 2025 insgesamt 78 Personen als vermisst gemeldet. Die meisten Fälle beziehen sich auf Personen, die in Fahrzeugen steckenblieben, während die Fluten plötzlich anstiegen.
Welche Unterschiede gibt es zwischen den Warnsystemen 2024 und 2025?
2025 kam ein neues Dopplerradar zum Einsatz, das die Regenintensität zwei Stunden früher identifizierte. Im Gegensatz zu 2024, als die Alarmierung erst am Abend erfolgte, wurden 2025 bereits am Morgen rote Warnungen per SMS an über 1,2 Millionen Haushalte gesendet.
Wie reagiert die spanische Regierung auf die Kritik an den Notfallplänen?
Innenministerin Ángel Víctor Torres kündigte an, die Koordinationsprotokolle zu überarbeiten und ein zentrales Alarmierungsportal zu schaffen, das alle autonomen Gemeinschaften in Echtzeit vernetzt.
Was bedeutet das für die Wirtschaft in den betroffenen Regionen?
Kurzfristig werden zahlreiche Unternehmen, darunter der Automobilzulieferer "Grupo Roda", Produktionsausfälle von bis zu 12 % erleben. Langfristig könnte jedoch die verstärkte Investition in resilientere Infrastruktur neue Aufträge für Bau- und Technologieunternehmen bringen.
Wie kann ich mich persönlich auf zukünftige Stürme vorbereiten?
Die Behörden empfehlen, immer einen Notfallrucksack mit Wasser, Lebensmitteln, Batterien und wichtigen Dokumenten bereit zu halten. Zudem sollten Sie die lokalen Evakuierungsrouten kennen und sich für Warnmeldungen per SMS anmelden.
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