Als Jennifer Lawrence am Sonntag, den 18. Mai 2025, auf der Bühne des Cannes-Palais stand, um ihren neuen Film Die, My Love vorzustellen, brach sie nicht nur mit der üblichen Zurückhaltung, die sie seit Jahren umgibt – sie öffnete eine Tür, die viele Schauspielerinnen nie betreten: die der emotionalen Wahrheit der Mutterschaft. Mit klarem Blick und einer Stimme, die kaum zitterte, sagte sie: »Kinder zu haben, verändert alles. Es ist brutal und unglaublich.« Kein Hollywood-Script, keine PR-Formel – nur ehrliche, schmerzhafte Wahrheit. Die 34-Jährige, Mutter von zwei Kindern, darunter Sohn Cy (geboren 2022) und einem zweiten Kind, dessen Name und Geschlecht bis heute nicht veröffentlicht wurden, sprach offen über die Veränderungen, die sie seit der Geburt ihres zweiten Kindes im Frühjahr 2025 durchlebt hat – und wie diese sie als Schauspielerin neu definiert haben.
Die Rolle, die sie lebte – und die sie lebte, während sie drehte
Die, My Love, der psychologische Drama-Film unter der Regie der schottischen Filmemacherin Lynne Ramsay, erzählt von Grace, einer Mutter in abgelegener Landschaft, die sich wie ein Schatten in ihrer eigenen Familie verliert. Lawrence spielte diese Rolle – und sie spielte sie, während sie im zweiten Trimester ihrer zweiten Schwangerschaft war. »Ich musste meinen Körper ruhig halten, hydriert, alles für das Baby tun«, erzählte sie im Interview mit epd-film. »Zuvor dachte ich nur daran, wie ich die Szene schreibe, wie ich das Adrenalin steigere. Jetzt dachte ich: Was tut meinem Kind gut?« Diese neue Verantwortung, diese ständige innere Kontrolle, veränderte ihre ganze Arbeitsweise. »Ich war nicht mehr nur die Schauspielerin. Ich war auch die Mutter. Und das war eine ganz andere Art von Anspannung.«Postpartale Dunkelheit: »Man fühlt sich wie ein Alien«
Nach den Dreharbeiten, als die Kamera stillstand, begann eine andere, viel dunklere Phase. Lawrence litt unter schweren postpartalen Depressionen – ein Zustand, den sie bis dahin nur aus Filmen kannte. »Es gibt nichts Vergleichbares zum Wochenbett«, sagte sie in Cannes. »Es ist extrem isolierend.« Und dann kam der Satz, der viele Zuschauer und Journalisten zum Nachdenken brachte: »Aber die Wahrheit ist, dass extreme Angstzustände und extreme Depressionen isolierend sind, egal, wo man ist. Man fühlt sich wie ein Alien.« Sie beschrieb das Gefühl als »fast, als sei man eine offene Wunde« – eine Metapher, die nicht nur auf ihre Figur Grace passt, sondern auch auf ihre eigene Realität. Die Erfahrung veränderte nicht nur ihre Sicht auf den Film, sondern auch ihre Beziehung zu sich selbst. »Ich dachte, ich kenne meine eigenen Grenzen. Ich hatte keine Ahnung.«Warum sie Müttern sagt: »Habt Kinder – wenn ihr Schauspielerin werdet«
Was viele als paradox empfinden, sagt Lawrence mit voller Überzeugung: »Ich empfehle sehr, Kinder zu haben, wenn man Schauspieler werden will.« Nicht, weil es leicht ist – im Gegenteil. Sondern weil es tiefere Wahrheiten erschließt. »Sie haben mir die Welt eröffnet«, sagte sie. »Ich wusste nicht, dass ich so viel fühlen kann.« Diese emotionale Tiefe, diese Angst, diese Liebe – sie sind jetzt Teil ihres kreativen Werkzeugs. Sie nimmt jetzt nur noch Rollen an, die sie wirklich berühren. Sie arbeitet nur noch, wenn es ihr Körper und ihre Familie zulassen. Sie lehnt Projekte ab, die sie nicht authentisch finden – nicht aus Egoismus, sondern aus Respekt vor dem, was sie nun weiß: dass man nicht alles kontrollieren kann. Und das ist, laut Lawrence, die größte Lektion der Mutterschaft.
Was das für Hollywood bedeutet
Lawrences Offenheit ist kein Einzelfall – aber sie ist selten so laut, so klar, so ungeschminkt. In einer Branche, die Frauen oft dazu drängt, schnell zurückzukehren, ihre Körper zu verstecken und ihre Emotionen zu kontrollieren, bricht sie ein Tabu. Sie spricht nicht über »Balance« oder »Juggling« – Begriffe, die die Realität verschleiern. Sie spricht über Isolation, über Angst, über körperliche Überforderung. Und das hat Konsequenzen. Produktionsfirmen, die bisher dachten, eine Schauspielerin mit Kindern sei ein »Risiko«, müssen nun erkennen: Es ist kein Risiko. Es ist eine neue Dimension. Lawrence, die mit 22 Jahren den Oscar gewann und zu den bestbezahlten Schauspielerinnen der Welt gehört, zeigt: Mutterschaft macht Schauspielerinnen nicht weniger wertvoll – sie macht sie tiefer, wahrer, gefährlicher.Ein neuer Standard für Authentizität
Der Film Die, My Love wird nicht nur als Meisterwerk der Regie gefeiert – er wird als kultureller Moment wahrgenommen. Denn Lawrence hat nicht nur eine Figur gespielt. Sie hat ihre eigene Geschichte in die Leinwand geschrieben. Und indem sie das tat, hat sie Tausenden von Müttern – und vor allem Müttern in der Öffentlichkeit – eine Stimme gegeben. Die Filmfestspiele von Cannes Film FestivalCannes 2025, die vom 13. bis 24. Mai stattfanden, werden nicht nur für neue Blockbuster in Erinnerung bleiben – sondern für diesen einen Moment, in dem eine der größten Stars der Welt sagte: »Ich war nicht bereit. Und ich war doch bereit.«Frequently Asked Questions
Wie hat die Mutterschaft Jennifer Lawrences Schauspielkarriere verändert?
Nach der Geburt ihres zweiten Kindes im Frühjahr 2025 veränderte sich Lawrences Entscheidungsfindung grundlegend: Sie nimmt nur noch Rollen an, die emotional authentisch sind, arbeitet nur noch, wenn es ihre Familie zulässt, und lehnt Projekte ab, die sie nicht als wahr empfindet. Die emotionale Tiefe, die sie durch Mutterschaft erfuhr, machte sie zu einer präziseren, gefährlicheren Schauspielerin – nicht weniger, sondern mehr.
Warum sprach sie in Cannes so offen über ihre postpartalen Probleme?
Lawrence sah in der Rolle von Grace eine Spiegelung ihrer eigenen Erfahrungen – besonders die Isolation und das Gefühl, unsichtbar zu sein. Durch die öffentliche Präsentation des Films wollte sie nicht nur ihre Kunst zeigen, sondern auch andere Mütter nicht allein lassen. Ihre Offenheit war eine bewusste Geste gegen das Tabu der stummen Leidensfähigkeit von Frauen in der Öffentlichkeit.
Welche Rolle spielte Regisseurin Lynne Ramsay bei dieser Entwicklung?
Ramsay, bekannt für ihre sensiblen Porträts von psychischen Zuständen, schuf einen Raum, in dem Lawrence sich sicher fühlte, ihre Verletzlichkeit zu zeigen. Die Regisseurin selbst hat als Mutter ähnliche Erfahrungen gemacht und verstand, wie wichtig es ist, die körperliche und emotionale Realität der Schwangerschaft in die Dreharbeiten einzubeziehen – nicht als Hindernis, sondern als Quelle der Wahrheit.
Warum ist es ungewöhnlich, dass Lawrence so viel über ihr Privatleben preisgab?
Lawrence ist seit Jahren bekannt für ihre Zurückhaltung – sie vermeidet Red carpets, verweigert Interviews und schützt ihre Familie. Dass sie sich bei Cannes so ausführlich äußerte, war daher ein bruchstückhafter Moment der Verletzlichkeit, den viele Journalisten als »künstlerischen Akt der Wahrheit« bezeichneten. Es war kein PR-Schachzug, sondern eine innere Notwendigkeit.
Wie reagierten die Filmkritiker auf ihre Aussagen?
Viele Kritiker, darunter Le Monde und The Guardian, beschrieben ihre Äußerungen als »eine der ehrlichsten Reden, die Cannes je gesehen hat«. Sie sahen darin nicht nur eine persönliche Bekenntnis, sondern einen kulturellen Wendepunkt: Eine Schauspielerin, die nicht länger die Illusion der perfekten Mutter aufrechterhält, sondern die Wahrheit der Verletzlichkeit als künstlerische Stärke darstellt.
Hat Lawrence bereits neue Projekte angekündigt?
Nein, Lawrence hat bisher keine neuen Filmprojekte offiziell bestätigt. Sie hat jedoch in Cannes angedeutet, dass sie nur noch an Geschichten interessiert ist, die »die unsichtbaren Frauen zeigen« – Mütter, die leiden, die nicht gehört werden, die sich verlieren. Ihre nächste Rolle wird vermutlich wieder eine sein, die sie selbst erlebt hat.