Home » Allgemein » Da wird der Handball zur Nebensache

Da wird der Handball zur Nebensache

©Reinhard Köster

„Getan, was getan werden musste!“

IKZ vom 06.05.2017: Hemer. Das Letzte, was Theo interessiert, ist das Foto, für das er mal für einen Augenblick stillhalten und in die Kamera schauen soll. Der Dreijährige möchte lieber mit den anderen Kindern durchs Grohe-Forum tollen. Seine Eltern müssen ihm gut zureden, und schließlich ist Theo einverstanden, das hübsch verpackte Geschenk an Katrin Kirchhoff zu übergeben und sich dabei fotografieren zu lassen. Was Theo nicht weiß: Der Handball-Trainerin verdankt er sein Leben, das am 17. Januar jäh nur noch an einem hauchdünnen Faden hing.

Rückblende: An jenem Tag kommen die „Knuddelbären“ zum Training, jene Gruppe von Mini-Handballern des HTV im Vorschulalter, die von Katrin Kirchhoff geleitet wird. Wie immer zu Beginn dürfen die Kinder sich zunächst ein bisschen austoben. Zur Gruppe gehört auch Emil Stadie, der von seiner Mutter Annika und dem jüngeren Bruder Theo begleitet wird. Auch Theo darf mitmachen und purzelt auf einer der Matten herum.

„Plötzlich hörte ich nur, wie jemand schrie, der Theo sei ohnmächtig“, erinnert sich Katrin Kirchhoff. Die 50-Jährige rennt sofort zu dem Kind, das leblos auf der Matte liegt und stellt fest, dass Theo nicht mehr atmet. Sofort beginnt sie das zu tun, was sie einmal in ihrer Ausbildung zur Übungsleiterin gelernt hat: Mit Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzdruckmassage versucht sie, Theo zu reanimieren. Nur am Rande bekommt sie mit, dass ein Vater den Notruf wählt, andere Eltern die übrigen Kinder aus der Halle bringen und in den Umkleidekabinen beschäftigen. Wie lange es dauerte, bis der Krankenwagen eintraf, weiß Katrin Kichhoff nicht mehr. „Ich glaube aber, es ging sehr schnell.“ Während die Rettungsassistenten ihre Geräte auspacken, fordern sie Katrin Kirchhoff auf, die Reanimation fortzusetzen, die sie offenbar völlig fachkundig ausführt. Kurz darauf ist auch der Notarzt zur Stelle, intubiert den kleinen Patienten, dessen Herz endlich wieder zu schlagen beginnt, nachdem auch ein Defibrillator eingesetzt worden ist. Eine knappe Stunde kämpfen die Rettungskräfte und Katrin Kirchhoff in der Halle um das Leben von Theo, bis dessen Zustand endlich so stabil ist, dass er nach Dortmund in eine Spezialklinik eingeliefert werden kann. Dort stellen die Ärzte die unglaubliche Diagnose: Der Dreijährige hat tatsächlich einen Herzinfarkt erlitten.Keine Folgeschäden dankdes raschen EingreifensWochenlang wird Theo in Kliniken in Dortmund und Köln behandelt. Inzwischen geht es ihm wieder gut – ein Glück, das seine Eltern kaum fassen können, wenn sie ihn putzmunter herumrennen sehen. Annika Stadie: „Die Ärzte haben uns gesagt, dass an seinem Herzen keine Folgeschäden festzustellen sind. Das haben wir in erster Linie der sofortigen Reanimation durch Katrin zu verdanken.“

Beim Training der „Knuddelbären“ hat sich die Familie jetzt noch einmal ganz herzlich bei Katrin Kirchhoff bedankt. Die 50-jährige hauptberufliche Sozialarbeiterin aus Iserlohn möchte ihren Verdienst aber gar nicht so hoch hängen: „Ich habe einfach getan, was getan werden musste“, sagt sie bescheiden. Aber auch ihre Augen glänzen ein bisschen mehr, wenn sie dem kleinen Theo hinterher schaut, wie er sofort nach der kleinen Dankes-Zeremonie ausgelassen zu den anderen Kindern flitzt.

(Quelle IKZ, Text und Foto: Reinhard Köster)

Check Also

Auch die Damen-Landesliga wurde bereits im SIS angelegt

Was für unsere 1. Herren-Mannschaft gilt, gilt auch für unsere 1. Damen-Mannschaft. Die Damen-Landesliga wurde ...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.